Lampenfieber-Prägung – Die Geschichte mit dem Weihnachtsmann

​... Kind dann auch noch ein Gedicht lernen. Meinetwegen das Gedicht: Lieber, guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an … usw. Sie kennen das.

Dieses Gedicht soll das Kind dann dem Weihnachtsmann vortragen.

Eigene Erfahrungen als Weihnachtsmann

Ich selbst habe als junger Schauspieler ganz oft den Weihachtsmann „gegeben“. Das ist komischerweise am Theater so, wenn man ganz jung ist als Schauspieler muss man sich alt verkleiden und dann den Weihnachtsmann spielen.

Ich habe so viele, viele, viele Male erlebt, wie sich Kinder verhalten. Später war ich freiberuflich als Schauspieler, habe Kinderprogramme gemacht, gemeinsam mit meinem Kollegen Werner Bauer. Auch dort mussten wir immer den Weihnachtsmann sozusagen „mitbringen“, wenn wir Veranstaltungen in der Vorweihnachtszeit machten.

Jetzt kommt der Weihnachtsmann. Setzt sich da vielleicht hin. Das Kind ist da und das Kind setzt er dann so auf seinen Schoß. Und fragt dann so: Wie wars denn im letzten Jahr, bist du denn artig gewesen  und so … heute sind es vielleicht andere Fragen. Möchtest du denn was vortragen? Und das Kind sagt voller Aufregung: Ja. Dann fängt das Kind an, ein Gedicht vorzutragen. Wenn alles gut geht … Daraus sagt der Weihnachtsmann: Wunderbar, das hast du aber fein gemacht … gibt dem Kind das Geschenk.

Der Blackout ist vorprogrammiert

Nun ist diese Situation für so ein Kind eine Riesenstresssituation. Sie kriegen vorher schon von den Eltern Stress: Wenn du das nicht ordentlich machst, dann kriegst du auch nix, oder so. Dann ist diese Situation auch noch so völlig ungewohnt. Da kommt so ein Mann mit so einem roten Mantel. Wenns gut gemacht ist, hat er auch noch einen echten Bart. Machmal ist das ja auch bloß sone Larve. Das sieht ja ganz komisch aus. Also sone Vollmaske. Dann klingt die Stimme auch total komisch. Der Mann ist vielleicht schon länger in diesem Kostüm, schwitzt und stinkt. Oder, man kann sich ja in Berlin auch Weihnachtsmänner mieten am Heiligabend. Ich habe im Prenzlauer Berg gewohnt und habe mich immer amüsiert, wie die Weihnachtsmänner dort durch die Straßen schlichen. Das geht dann schon ab mittags, nachmittags bis in den Abend durch. Und das machen meistens Studenten. Da gibt es ja Agenturen dafür.

Früher kenn ich das auch noch so, wenn man den Weihnachtsmann irgendwo privat gespielt hat, dann kriegte man zum Schluss ein Schnäpschen gegen die Kälte.

Jetzt stelle man sich das Kind vor. Der Weihnachtsmann ist jetzt schon bei der 3. oder 4. Familie und hat sone Fahne, Alkohol, schwitzt, stinkt nach Schweiß. Es ist warm und die Situation überhaupt ist stressig. Jetzt sitzt das Kind da auf dem Schoß, will da eigentlich gar nicht und soll das Gedicht sagen und dann ein … Blackout. Ganz normal! Die Eltern sagen: Komm, du konntest doch, du wusstest doch das Gedicht, nu komm, mach doch mal. Immer noch mehr Druck, noch mehr Stress usw..

Wenn der Weihnachtsmann gut ist und die Weihnachtsmänner sind dann immer gut, kriegt das Kind das Geschenk trotzdem.

Aber es war für das Kind eine wahnsinnige Stresssituation.

Im nächsten Jahr wieder so ein Stress?

Und dann kommt das nächste Jahr. Das Kind erinnert sich an diese Stresssituation und es entsteht möglicherweise diese Angst vor der Angst. Das heißt, es macht sich vorher schon Stress. Dann sitzt es nachher wieder da beim Weihnachtsmann und weiß wieder nicht weiter. Spätestens dann ist die Prägung da: Ich kann sowas nicht. Ich kann keine Gedichte aufsagen und ich versage in solchen Situationen.

Dieses sind die Situationen, die wir halt finden müssen, im Wingwave-Coaching beispielsweise, um nachher eine Chance zu haben, das mit den wachen Augenbewegungen auflösen zu können.

Das als Beispiel wie so eine Prägung für Prüfungsangst und Lampenfieber durch den Weihnachtsmann passieren kann.